Beipackzettel und 'Nebenwirkungen'
Immer wieder hört man über
unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten. Mancher Beipackzettel zu
Medikamenten ist gespickt mit beängstigenden Fachausdrücken und
Hinweisen auf drohende Schäden.
Viele Untersuchungen haben gezeigt, dass manche Patienten schon deshalb
ihre Medikamente gar nicht erst einnehmen und sich unwissend den
vielleicht tödlichen Folgen einer Krankheit (z.B. Bluthochdruck)
aussetzen. |
Als
Ihre Hausärzte fühlen wir uns zu einer Stellungnahme verpflichtet: |
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Stellen
Sie sich vor, wir würden Ihnen ein Medikament mit folgendem Beipackzettel
verschreiben: |
"An Nebenwirkungen sind bekannt: Zahnverfall von frühester Kindheit an, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Verstopfung. Bei längerer Einnahme sind Fälle von Übergewicht, Bluthochdruck und Zuckerkrankheit erwiesen. In diesem Zusammenhang kann die Einnahme zu Bewusstlosigkeit, zu Schlaganfall, zu Herzinfarkt, zu Nervenausfällen, zu Nierenversagen, zu Erblindung, zu hohem Fieber und zu Amputation der Gliedmaßen führen, Todesfälle sind erwiesen." |
Beim Lesen dieses Beipackzettels wären Sie sicherlich entsetzt. (Vergleichen Sie auch mit Ihrem Medikamenten-Beipackzettel.) |
Das wäre der Beipackzettel für Schokolade und anderes
Naschwerk, wenn für Lebensmittel die gleichen Richtlinien gelten würden
wie für Medikamente. Und so „gefährlich“ wäre der Beipackzettel bei
vielen anderen Lebensmitteln. Hier wird klar, wie sehr die Relationen
verschoben sind und zu Verunsicherung führen. |
Wie
selbstverständlich wir mit zum Teil tödlichen „Nebenwirkungen“ in
unserem täglichen Leben umgehen, sieht man am unbedenklichen Umgang mit
dem Auto im Straßenverkehr (jährlich ca.10 000 Tote), dem Rauchen und
dem Alkoholkonsum (jährlich ca. 40 000 Tote). |
Schokolade, aber besonders Zigaretten und Alkohol haben
keinerlei krankheitslindernde Wirkung und führen wissenschaftlich
nachgewiesen zu Krankheiten mit oft tödlichem Ausg |
Medikamente dagegen dienen der
Beseitigung oder Linderung von Krankheiten und haben millionenfach
Menschenleben gerettet. Sie werden ärztlich verordnet und überwacht.
Sicher haben auch sie hin und wieder Nebenwirkungen. Diese werden jedoch
in der Regel früh bemerkt und klingen nach Absetzen des Medikaments
meist folgenlos ab. |
Die Relationen in der Bewertung sind jedoch verschoben: Ist es nicht grotesk, dass Nebenwirkungen von Genussmitteln als selbstverständlich hingenommen werden, während bei krankheitslindernden Medikamenten nach Nebenwirkungen gesucht wird und die Medikamente deswegen abgelehnt werden? |
Ihre Drs. Katrin u. Nikolaus Schneiderhan |
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