Tipps um Bekleidung
Greenpeace hat vor einiger Zeit Textilien von Modemarken wie Zara, Benetton und Tommy Hilfiger auf krebserregende und hormonell wirksame Chemikalien untersucht – und ist überall fündig geworden. Wenn wir diese gifthaltigen Klamotten kaufen, waschen und wegwerfen ist es unvermeidlich: Schadstoffe werden weltweit in der Umwelt verbreitet. Darum zeigt die Umweltorganisation, wie Sie etwas gegen Gift in der Kleidung tun können.
So ziehen sich verantwortungsbewusste Verbraucher an
Greenpeace Ratgeber: Die wichtigsten Siegel für Kleidung ohne Gift
Bevor Shirts, Shorts, Jacken und Kleider sauber und schick im Schaufenster hängen, werden sie durch ein Bad von Chemikalien gezogen. Knallbunte Farben und Drucke, Nässeschutz und Materialeigenschaften wie„bügelfrei“ oder „antimikrobiell“ werden durch viel Chemie ermöglicht, die Umwelt und Gesundheit belastet. Zertifizierte Kleidung kann hier einen Unterschied machen! Greenpeace hat die wichtigsten Siegel für giftfreie Kleidung unter die Lupe genommen und zeigt, welchen Sie vertrauen können.
Inzwischen ist eine Vielzahl von Textil-Labeln auf dem Markt. Für Verbraucher ist es schwierig zu erkennen, was sich hinter den Siegeln verbirgt. Bieten die Zertifikate einen echten Nutzen für Umwelt und Verbraucher oder sind sie nur ein Feigenblättchen? Antworten darauf gibt der Greenpeace-Ratgeber „Textil-Label unter der Detox-Lupe".
Eines vorweg: Im Ratgber geht ausschließlich darum, was Textilsiegel bezüglich des Chemikalieneinsatzes für Kleidung gewährleisten. Aussagen zum Anbau von Naturfasern, zum Recycling von Synthetikfasern oder zu den sonstigen ökologischen Dimensionen werden nicht getroffen, Sozialstandards nur erwähnt wo sinnvoll.
Die Auseinandersetzung mit den
Gütesiegeln hat gezeigt, dass gegenwärtig kein Standard perfekt ist. Bei allen
Textil-Labeln wurden unter der "Detox-Lupe" Schwachstellen gefunden. Es gibt
derzeit keinen Standard, der umfassend alle gefährlichen Substanzen regelt, mit
Prüfmethoden hinterlegt und ausreichend strenge Grenzwerte festlegt. Dennoch
sollten Sie als Verbraucherin oder Verbraucher beim Kleiderkauf auf
gekennzeichnete Produkte achten.
Aus Greenpeace-Sicht können Sie gegenwärtig GOTS-, IVN Best und
bioRe-gelabelter Kleidung vertrauen. Der Blaue Engel könnte eine gute
Ergänzung für Kleidung aus Synthetikfasern darstellen, bisher hat sich jedoch
noch kein Lizenznehmer gefunden. Bluesign ist eingeschränkt empfehlenswert, da
der Standard einige Risiko-Chemikalien explizit erlaubt. Cradle to Cradle
bewertet umfassend, Toleranzwerte einiger verbotener Chemikalien sind jedoch zu
hoch. Öko-Tex wäre zu wünschen, dass der Standard 100 zum Auslaufmodell wird,
allein das Endprodukt zu überprüfen ist nicht mehr zeitgemäß. Verbraucherinnen
und Verbraucher fordern neben sauberen Textilien auch die Transparenz und
Rückverfolgbarkeit von Produktionsprozessen.
Umfangreiche, detaillierte Chemikalienregelung, dennoch verbesserungswürdig
Das Schweizer Unternehmen bluesign technologies AG hat einen Standard entwickelt, der gezielt Prozesse in der Textilherstellung optimiert. Anhand der Bewertung eingesetzter Chemikalien und Prozesse werden Empfehlungen erarbeitet, die sich an den besten verfügbaren Techniken orientieren. Hier ist das Siegel zu finden: Bluesign findet man derzeit vor allem bei Outdoor-Produkten. Baby- und Kinderkleidung mit Bluesign-Label gibt es bei Jako-O.
Design-Konzept mit ausführlicher Materialienbewertung, wenig Transparenz
Die Beratungsunternehmen EPEA International und MBCD haben 1995 das Cradle to Cradle Design-Konzept entwickelt. Es werden Produkte ausgezeichnet, die nach Bewertung des Cradle to Cradle Design-Konzept Innovation Institute umweltsichere, gesundheitlich unbedenkliche und kreislauffähige Materialien verwenden. Die Zeichen-Vergabe erfolgt ausschließlich anhand eingereichter Unterlagen, Betriebsstätten werden nicht geprüft. Hier ist das Siegel zu finden: In Deutschland vertreiben Trigema und Puma einige Cradle to Cradle-Produkte. Im Einzelhandel gibt es zudem einige Heimtextilien mit dem Siegel.
Revision macht Hoffnung auf Verbesserung, fällige Entscheidung lässt aber auf sich warten.
Die EU-Blume ist 1993 als Umweltlabel eingeführt worden. Wie der deutsche Blaue Engel gilt das EU-Ecolabel für verschiedene Produktgruppen. Bei Textlien gilt ein Standard aus dem Jahr 2009, dessen Überarbeitung sich in die Länge zieht. Entwürfe versprechen Verbesserungen, in Brüssel ist jedoch noch keien Einigung in Sicht. Hier ist das Siegel zu finden: Textilien mit dem EU-Ecolabel sind in Deutschland kaum verbreitet. In Deutschland zählt vor allem Aktionsware von Discountern dazu, die meist zusätzlich mit weiteren hier vorgestellten Standards ausgelobt wird.
Hohes Niveau, nur für Naturfasern, Chemikalienmanagement mit wenigen Schwachpunkten
Die International Working Group on Global Organic Textile hat den Standard mit strengen Umweltkriterien 2006 eingeführt und regelmäßig aktualisiert. Er ist ausschließlich für Naturfaser-Textilien gültig. Der Standard definiert Anforderungen entlang der ganzen Wertschöpfungskette. Für die Textilverarbeitung definiert er soziale Mindeststandards inklusive der Zahlung von Mindestlöhnen. Hier ist das Siegel zu finden: GOTS-gelabelte Produkte gibt es zum Beispiel in sogenannten Green Fashion Concept Stores, bei Hess Natur, in Onlineshops für grüne Mode, bei Händlern wie REWE oder als Aktionsware bei Discountern.
Höchstanspruch mit Beschränkung auf Naturfasern, Kritik nur wegen fehlender oder zu hoher Grenzwerte
Der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) hat das Label im Jahr 2000 eingeführt. Gültig ist es, wie der GOTS, nur für Naturfasern. Es müssen 100 Prozent biologisch erzeugte Fasern eingesetzt werden, das Chemikalienmanagement ist besonders streng geregelt. Für Anbau und Verarbeitung definiert das Siegel Sozialstandards und garantiert existenzsichernde Löhne. Hier ist das Siegel zu finden: IVN Best-gekennzeichnete Produkte gibt es bei Naturtextil-Spezialisten wie Hess Natur oder Cotonea.
Weit verbreitet, auch dank niedriger Anforderungen
Den Öko-Tex Standard 100 vergibt die Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung auf dem Gebiet der Textilökologie seit 1992. Der Standard prüft nur auf Schadstoff-Rückstände in Textilien und hat somit keinerlei Aussagekraft, was die Herstellungsbedingungen der zertifizierten Textilien betrifft. Untersuchungen werden ausschließlich an eingereichten Proben durchgeführt, es finden keine Betriebsprüfungen statt. Hier ist das Siegel zu finden: Das Textilsiegel ist am weitesten verbreitet, Produkte mit dem Öko-Tex 100 sind überall im Einzelhandel zu finden.
Höherer Anspruch gegenüber Öko-Text 100, deutlich geringere Verbreitung
Seit 2004 vergab die Internationale Gemeinschaft für Forschung und Prüfung ergänzend den Öko-Tex Standard 1000 für Produktionsstätten; seit neuestem heißt der Standard STeP (Sustainable Textile Production) und soll eine nachhaltige und faire Produktion zertifizieren. Der Öko-Tex Standard 100plus ist eine Kombination aus Öko-Tex 100 und STeP. den beiden. Er definiert soziale Mindeststandards und die Zahlung von Mindestlöhnen für die Verarbeitung. Da die Siegel von Öko-Tex 100 und Öko-Tex 100 plus kaum voneinander zu unterscheiden sind, müssen Verbraucher beim Kauf genau hinsehen. Hier ist das Siegel zu finden: Während der Öko-Tex 100 von mehreren tausend Herstellern genutzt werden darf, sind es deutlich weniger als hundert Hersteller, die Textilien mit dem Öko-Tex 100 plus ausloben dürfen.
Als kritischem Konsumenten sind Ihnen vielleicht auch weitere Textil-Label aufgefallen, die in diesem Ratgeber nicht besprochen wurden. Das liegt daran, dass diese keine Aussagen zum Umgang mit Chemikalien machen. Greenpeace stellt dennoch einige ausgewählte Standards kurz vor:
bioRe |
Das Textil-Label zeichnet Bio-Baumwoll-Textilien der Schweizer Firma Remei AG aus. Der Standard regelt die Weiterverarbeitung der Bio-Baumwolle aus den eigenen Anbauprojekten in Indien und Tansania. bioRe-Produkte gibt es im Greenpeace Magazin Shop, bei Mammut, Elkline, Globetrotter oder unter dem FairAlliance-Label der REWE-Group. |
Cotton made in Africa |
ist ein Projekt der Aid by Trade Foundation, die vom Unternehmer Dr. Michael Otto 2005 gegründet wurde. Ziel ist die Verbesserung der Lebensverhältnisse afrikanischer Baumwollbauern. Gentechnisch veränderte Baumwolle ist ganz und Pestizide sind teilweise verboten. Die Bauern werden geschult, erhalten aber keinen Mehrpreis für ihre Baumwolle. |
Fairtrade Certified Cotton |
In Deutschland gibt es seit 2008 Kleidung, die mit dem Fairtrade-Siegel gekennzeichnet ist. Baumwollbauern erhalten einen Mindestpreis für ihre Baumwolle, die garantiert gentechnikfrei und unter Verzicht auf bestimmte Pestizide hergestellt wurde. Für die Weiterverarbeitung der Fairtrade Baumwolle müssen menschenwürdige Arbeitsbedingungen sichergestellt werden. |
Fair Wear Foundation |
ist eine Multistakeholder-Initiative. NGOs, Gewerkschaften, Unternehmen, Wirtschafts- und Handelsverbände kooperieren, um die sozialen Bedingungen in der Textilindustrie zu verbessern (Sozialstandards, existenzsichernde Löhne, Schulungen). Es gibt über 80 Mitgliedsunternehmen, darunter öko-faire Marken wie Hess Natur, HempAge oder Nudie Jeans, aber auch z.B. Jack Wolfskin und Vaude. Das Logo ist nur unter bestimmten Bedingungen an Kleidung zu finden: Das Unternehmen muss länger als ein Jahr FWF-Mitglied und in die beste Kategorie eingestuft sein. |
MADE-BY |
ist eine in den Niederlanden
gegründete Initiative, die unternehmensbezogen arbeitet. Beteiligte
Unternehmen legen ihre Produktionsstandards offen und werden anhand
einer Score-Card bewertet. Die Nachhaltigkeits-Performance des
Unternehmens wird jährlich veröffentlicht. Die MADE-BY Kennzeichnung
macht keine Aussage zur Produktqualität, über einen Code soll man aber
online einzelne Herstellungsschritte nachvollziehen können. |
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